Gibson holte seine Gitarre, nahm seine Jacke und griff Olivias Hand um sie aus dem Pub zu führen.“ Ganz schön kalt geworden“ meinte Gibson und atmete tief ein und aus. Olivia beobachtete genau wie sich sein muskulöser Oberkörper dabei bewegte und biss sich auf die Unterlippe. „Wie heißt du eigentlich Missy?“ fragte er sie. „Ähm, Olivia, und du?“ „Nenn mich ruhig Gibson wenn du möchtest.“ „Ok, Gibson finde ich gut. Wo gehen wir hin?“ „Ein Freund betreibt einen guten Italiener gleich ums Eck“ „Ok, klingt gut.“ Olivia musste sich bei dem Gedanken an Pizza und Pasta zwar fast übergeben aber für Gibson würde sie jetzt auch noch eine extragroße Quattro Statione verdrücken. Normalerweise saß sie am Steuer und bestimmte bei Dates wo es hinging aber Gibson ließ ihr keine Chance und war extrem bestimmend. Diese neue Situation gefiel ihr irgendwie.

Im Lokal angekommen begrüßte Gibson seinen Freund Giovanni, den Olivia erst gestern auf Tinder disliked hatte. Sein riesiges Muttermal auf dem Kinn war unverwechselbar. Körperliche Besonderheiten waren ein schwieriges Thema fand Olivia. Ein verschollener achter Bauchmuskel war ok, ein übergroßes Muttermal dagegen nicht. Eine schiefe Nase konnte interessant wirken, nicht aber ein hängendes oder schielendes Auge. Narben brachten hingegen Pluspunkte. Giovanni führte die beiden zum Besten Tisch, etwas Abseits des Trubels. „Bestellt euch was ihr wollt, ihr seid meine Gäste.“ gab Giovanni mit italienischem Akzent zum Besten und ging davon. Da saßen die beiden nun. Zwei schöne, junge Menschen im Kerzenschein. „So Olivia. Ich bin verheiratet.“ kam es aus Gibsons Mund. Olivia verzog keine Miene. „Ich bin verheiratet aber ich werde heute mit dir schlafen.“ wiederholte er ruhig den Satz und sah ihr dabei tief in ihre Augen. Olivia verzog weiterhin keine Miene und wusste umgehend was zu tun war. Dies war der Punkt, an dem sie wieder das Ruder übernehmen musste. „Ich nehme den italienischen Salat mit Zucchini.“ entgegnete sie ihm gelassen. Gerard Butler Gibson glaubte sich verhört zu haben und sah mit einem Schlag aus wie ein junger, hilfloser Schüler, der eine überraschend schlechte Note auf seine Prüfung erhielt. „Wie bitte?“ fragte er ungläubig „Ich nehme den italienischen Salat mit Zucchini“. Gibson schaute Olivia sichtlich verwirrt an und stotterte ein „Ähm ok…aber…“ aus sich heraus. „Hast du gehört was ich gesagt habe?“ hakte er verunsichert nach. „Ja sicher.“ Für Olivia fiel der göttliche Gibson binnen einer Sekunde vom Olymp in die personifizierte, durchschnittliche Menschlichkeit herab. Sie folgte ihrem eigenen Ratgeber, der in diesem Fall folgendes besagte: „Ist ein Mann verheiratet, benutze ihn maximal für eine Nacht.“

Olivia nahm ihr Handy zur Hand und wählte unverblümt eine Nummer. „Hi Henry, heute 01 Uhr bei mir? Ok gut, bis dann.“ Gibson verstand die Welt nicht mehr und verkam immer mehr zu einer hilflosen Hülle. Olivia fand es immer wieder erschreckend, wie sich ein Selbstbewusstsein binnen Sekunden im Nichts auflösen konnte. Gut, dass ihr das noch nie passiert war. „Also Gibsel..oder war es Gibson?“, fuhr sie langsam fort. „Wie du gehört hast kommt Henry um 1 Uhr zu mir. Du hast also noch exakt 3h Zeit um mir zu zeigen, ob du noch etwas anderes kannst außer Gitarre spielen. Gibson war inzwischen kreidebleich und hatte den Sexappeal einer Milchpackung. Um es noch in die Top 10 zu schaffen müsste er nun wahre Wunder vollbringen, dachte sich Olivia und erinnerte sich an Nummer vier ihrer Topliste, den turnenden Jonathan. Gibson war das alles inzwischen sichtlich zu viel. Er erhob sich langsam vom Sessel und stotterte ein gequältes „ich, also ich, ich glaube ich muss gehen“ aus sich raus. Olivia überraschte gar nichts mehr. Sie lächelte ihn mehr aus statt an und erwiderte mit einem leicht sarkastischen „Machs gut Gibsel“. Als Gibson das Lokal verließ, landete der italienische Salat auf ihrem Tisch. „Wo ist er hin?“ fragte Giovanni sichtlich verwirrt? „Er sucht seine Eier Giovanni. Er hat sie verloren.“ zwinkert sie ihm zu. Während sich Olivia triumphal ihren gratis Salat einverleibte, nahm sie ihr Handy zur Hand und startete eine neue Tinderrunde. Der Abend war schließlich noch jung und sie sah heute eindeutig zu gut aus. Außerdem besagte eine ihrer Regeln: „Hast du vor Mitternacht noch niemanden vernascht, ist trotzdem noch Zeit genug für drei bis fünf Abenteuer.“

zu Teil 1

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