Geküsst von der Sonne und von Lippen, die den meinen bis vor Kurzem noch ganz fremd waren, liege ich auf feinem Sand gebettet unter einem doppelten Halo-Ring, der wirkt als wär er nicht von dieser Welt. Ein Naturschauspiel, dass nur wenige bemerken – sind sie doch damit beschäftigt, Aperol gefüllte Gläser und das eigene Gesicht in einen Instashot zu packen. Während meine Ohren in Dauerschleife die Töne Max Herres vernehmen und sich mein Kopf auf die Reise nach Athen begibt, frage ich mich, ob die Ringe, die die Sonne in den schönsten Regenbogenfarben grad umgeben, auch dort schon mal gesichtet wurden.

Das Spektakel bleibt unbemerkt wie so vieles andere auch. Wie die verlorene Seele, die gerade in Poros und Anafis am Meer verweilt, um wieder zu sich zu finden oder der alte Mann, der nach all den unzähligen Jahren mit seiner Frau, noch immer einen Funken Verliebtheit in sich trägt. Es sind wie immer die kleinen Dinge, die kaum jemand wahr nimmt, doch so viel bedeuten.

Während ihr Kopf auf meiner Brust ruht und sie sich wundert wieso ich kaum atme, hab ich die Augen längst geschlossen und denke an die vergangenen Tage. Wie die Sonne gnadenlos herunter sticht, ich im kühlen Gewässer meinen Kopf versenke um die Stille zu genießen und mir Blicke zufliegen wie einst vor 20 Jahren. Gut gebräunt und durchtrainiert wie lange nicht, zeigt mir der Sommer, dass es nicht viel benötigt um den Menschen zu gefallen, so wie ihr. Doch lasse ich mich davon nicht blenden, sind es doch andere Dinge die zählen. Denn wenn das wenigste von ihr mir nicht genügt, und umgekehrt, ist das kein gutes Zeichen. Ich laufe bis mir die Luft weg bleibt und gehe so weit, bis meine Füße mich nicht mehr tragen wollen. Zwischen Filmsequenzen und Müdigkeiten finde ich mich wieder, im leisen Alltag des Sommers. Die Landschaften ziehen an mir vorbei und das Cabrio verkommt zum Nomen ohne Wert. Was zählt sind wie bereits erwähnt die kleinen Dinge.

Wie ein flüchtiges Lächeln, zwei Augenpaare die sich begegnen und zarte Küsse, die unverhofft doch treffsicher das Ziel erreichen. Umgeben von gemalten Ewigkeiten und großer Kunst trifft mich der Sommerregen mitten ins Herz. Die Melancholie gibt mir zu denken und das Farbband der Schreibmaschine verblasst, so wie die Töne des Pianos, die durch meine Hand nicht mehr so klingen wie noch einst.

Es ist ein Sommer voller Hingabe und guter Geschichten. Ein Sommer voller Fragezeichen und noch mehr Antworten. Ein Sommer mit überraschenden Wendungen und Absurditäten. Ein Sommer der mir zeigt, dass das Gute oft sehr Nahe liegt. Ein Sommer der noch ein Stückchen verweilen möchte, bis die ersten Blätter müde werden. Ein Sommer der seinen Namen zu Recht trägt. Es ist der Sommer 2020.

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