Wir schreiben das Jahr 2021 und die ganze westliche Welt verfügt inzwischen über Breitband Internetanschlüsse. Die ganze westliche Welt? Nicht ganz. Ein kleines Land im Herzen von Europa wehrt sich mit Leibeskräften gegen den Breitbandausbau. Welches dieses Land ist? Deutschland natürlich. Weltweit liegt Deutschland, was die Internetgeschwindigkeiten angeht, auf dem 27. Platz. Immerhin, vor einigen Jahren lagen wir noch nicht einmal unter den Top 30. Was den Breitbandausbau angeht, sieht es düster aus: Hier belegt Deutschland weltweit den 72. Platz.

Andere europäische Länder hängen Deutschland noch immer ab

Betrachten wir das Ganze weltweit, so muss nüchtern festgestellt werden, dass Länder wie Schweden, Dänemark, Belgien, die Niederlande, Frankreich oder Spanien schnellere Internetleitung zur Verfügung haben als wir. Das wirft viele Fragen auf, denn immerhin ist Deutschland innerhalb der EU der größte Wirtschaftsfaktor. Nachteile für Privatanwender, die Netflix nutzen oder in einem Live Casino online spielen wollen, sind hierbei noch das kleinste Problem.

Viel entscheidender sind die Faktoren Bildung und Wirtschaft. Gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, kommen die Missstände klar zum Vorschein. Während es in anderen Ländern üblich ist, das Homeschooling per Videokonferenzen durchzuführen, werden in Deutschland die Aufgabenzettel per E-Mail verschickt und der Unterricht bleibt an den Eltern hängen. Klar, das hängt nicht nur mit den Internetanschlüssen zusammen, sondern auch mit der Tatsache, dass Digitalisierung in vielen Bildungseinrichtungen ein Fremdwort zu sein scheint.

Auswirkungen auf Wirtschaft

Wie es insgesamt um die Digitalisierung bestellt ist, zeigt sich nicht zuletzt in wirtschaftlichen Fragen. So ist es erschreckend zu sehen, was eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Bitkom Research, die im Auftrag des IT-Dienstleisters TCS durchgeführt wurde, zutage gefördert hat. So heißt es hier, dass nur 56 Prozent der befragten Unternehmen eine Person beschäftigt, welche die Digitalisierung bereichsübergreifend koordiniert. Nur 41 Prozent der Unternehmen haben ein Digitalisierungsteam. Es scheint, als sei das Thema Digitalisierung in vielen deutschen Unternehmen überhaupt nicht oder nicht ausreichend bekannt.

KI-basierte Anwendungen kommen kaum zum Einsatz

Das gleiche Bild ergibt die Umfrage beim Thema Künstliche Intelligenz, das unmittelbar mit der Digitalisierung einhergeht. Nur 13 Prozent aller befragten Unternehmen haben diese im Einsatz. Immerhin sind KI-basierte Anwendungen bei 15 Prozent der Unternehmen in Planung und bei 18 Prozent zumindest in der Diskussion. Dennoch bleibt das ernüchternde Fazit, dass es hier nicht wirklich vorangeht.

Corona als Katastrophe und als Chance

Die Covid-19-Pandemie hält die Welt in Atem und ein Ende ist noch immer nicht absehbar. Mit schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft. Vor allem der Einzelhandel, Kund und Kultur leiden darunter sehr. Dennoch bietet Corona auch einige Chancen. Immerhin 75 Prozent aller befragten Unternehmen steigerten im Jahr 2020 ihre Investitionen in die Digitalisierung. Warum es aber erst zu einer Katastrophe von weltweitem Ausmaß kommen musste, um die Unternehmen zu derartig drastischen Schritten zu bewegen, bleibt ein Geheimnis.

Digitalisierung ist kein Spiel

Noch immer wird das Internet von vielen Unternehmen und der Politik als Spielerei behandelt. Wie eine Sonderausstattung für das neue Auto. Und seit Corona wissen wir: Deutschland hat die Digitalisierung einfach verpennt. Oder zerredet. Hier mag ein Beispiel das verdeutlichen: Im Sommer 2015 sagte der damalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, als er zur vermissten Digitalisierung der Schulen befragt wurde: “Wogegen ich etwas habe, das ist die Euphorie, zu glauben, Schule könnte nun völlig anders gestaltet werden.” Damit machte er eine Geisteshaltung deutlich, an die sich viele Politiker und Wirtschaftsgrößen, Vorstände und Verantwortliche halten: Der Wunsch nach Veränderung scheint etwas Falsches zu sein, etwas, was nicht erstrebenswert ist. Oft, zu oft, wird auf die Gefahren des Internets hingewiesen. Ohne, dass dem eigentlichen Nutzer eine Eigenverantwortung zugetraut wird.

Was genau bedeutet eigentlich Digitalisierung?

Digitalisierung ist ein sehr weites Feld. Verschiedene Themenkomplexe finden hier ihren Platz. Zum Beispiel gehört der Breitbandausbau dazu, aber auch die Versorgung von Schulen mit digitalen Lerninhalten oder E-Government, also die Online-Plattformen der Kommunen für Bürgerdienste. Weiter sind hier zu berücksichtigen:

  • E-Commerce
  • E-Health (Digitale Medizinlösungen)
  • Cloud Anwendungen und deren Nutzung
  • Big Data
  • KI
  • Smart Home
  • Connected Citys
  • Fintech
  • Autonomes Fahren
  • VR

Die Komplexität macht es natürlich schwer, über Digitalisierung als Gesamtkonzept zu sprechen. Zudem sieht es jeder Mensch anders. Für manche Unternehmen reicht es aus, bei einer Umstellung der Firmenkommunikation von Fax auf E-Mail von Digitalisierung zu sprechen. Andere sehen eine Digitalisierung erst dann als abgeschlossen an, wenn ganze Prozesse innerhalb eines Unternehmens von einer KI automatisiert sind.

Lichtblicke für Deutschland

Es gibt aber auch einige Lichtblicke, was die Digitalisierung angeht. So sind nur noch 5 Prozent aller Unternehmen in Deutschland davon überzeugt, dass Digitalisierung an sich ein Risiko bedeutet. Und ein Großteil der Bundesbürger sehen Digitalisierung als Chance. Immerhin sind bereits 85 Prozent aller Deutschen online unterwegs, meistens mit einem Smartphone oder Tablet. Natürlich trägt die Corona-Krise durch Homeoffice und Homeschooling viel zur Digitalisierung bei.