Als ich 2004 zu bloggen begann, gab es den Begriff Social Media ebenso wenig wie die dazugehörigen Plattformen. Auf Facebook tummelten sich damals lediglich die ersten Harvard Studenten, es gab weder YouTube noch Twitter und von Pinterest, Instagram und Snapchat war man noch viele Jahre entfernt. Die Leute besuchten noch aktiv ihre Lieblingsblogs und hinterließen unzählige Kommentare. Als Blogger konnte man sich einzig und allein darauf konzentrieren, seine Beiträge zu verfassen und mit seinen zahlreichen Besuchern in den Kommentaren zu diskutieren. Der Spaß Stand eindeutig im Vordergrund und Eitelkeiten oder Likes spielten keinerlei Rolle.

Resignation macht sich breit

So großartig oder unnötig man die heutigen Social Media Plattformen auch finden mag – man merkt in letzter Zeit immer häufiger, dass sie die Blogger überfordern. Egal ob AnnaLaura Kummer [Es wird mir alles zu viel, Blogger – die Punchingballs des Internets], DariaDaria [Ich habe es satt, Fünf Dinge, die ich am Bloggen hasse] oder Beiträge wie von GuteGuete [Warum ich eine schlechte Bloggerin bin. Ein Rant.] – es wird den meisten inzwischen zu viel. Der Tag tägliche Drang zum Perfektionismus, der Zwang auf jedem Kanal präsent sein zu müssen, auf allen Kanälen zu kommunizieren und sich mit der Vielzahl an negativen Kommentaren herumschlagen zu müssen laugt einen auf Dauer aus und ist kaum noch handlebar. Darüber hinaus verschiebt sich das Privatleben all zu oft unbemerkt in die Öffentlichkeit und mit steigender Reichweite wird man schlussendlich zu einem Produkt das funktionieren muss und sich keine Fehler erlauben darf. Mit dem Bloggen aus dem Jahr 2004 hat das alles nichts mehr zu tun.

Ein Schritt zurück

Für mich hat sich die Social-Media Welt in den letzten Jahren zu schnell und vor allem in eine falsche Richtung gedreht. Die Inszenierung vom Frühstücksbutterbrot über den Mittagssmoothie bis hin zum Gute-Nacht Selfie ist eine Entwicklung mit der ich nicht viel anfangen kann. Womöglich bin ich auch einfach schon zu Alt dafür, doch wenn ich all diese jungen, engagierten und talentierten BloggerInnen sehe wie sie nach und nach wegbrechen und die Freude verlieren, wünschte ich es wäre wieder 2004 und sie könnten sich auf eine einzige Sache konzentrieren. Ein Schritt zurück würde den meisten von uns vermutlich gut tun und wenn die nächste Plattform die Welt erblickt, sollten wir uns zwei Mal überlegen ob wir uns das antun wollen oder unseren Fokus lieber auf eine Sache konzentrieren und dafür das Leben wieder ein Stück weit mehr genießen.

  1. WOW ein wirklich toller Beitrag! Ich kann dir absolut nur zustimmen!
    Ich blogge noch nicht lange, merke aber jetzt schon, dass ich seitdem immer genauer darauf achte jeden Tag etwas auf Instagram und Facebook zu teilen, und immer den perfekten Schnappschuss parat zu haben. Es kann schon anstrengend sein.
    Aber ich nutze dafür kein Snapchat oder Instagramstorys, wo wie du schon schreibst, eigentlich kein Privatleben mehr übrig bleibt, da man fast alles teilt, das möchte ich auch gar nicht.
    Aber so mühsam es auch manchmal ist immer ein tolles Bild für die Social Media Welt parat zu haben, freue ich mich doch trotzdem immer über das positive Feedback das ich erhalte. Und das macht den Aufwand dann ja auch wieder wet! 🙂

    Liebe Grüße
    Bianca
    http://www.herzmelodie.com

    • Danke Bianca,
      folge dir eh schon ein paar Wochen – finde deine Outfits absolut spitze, hast echt ein Händchen/Auge dafür 🙂

      Gut jedenfalls dass du schon von Start weg die Grenzen ziehst.
      Ich bewundere ja jene Blogger, die es schaffen Tag täglich alle Kanäle zu füllen & dann noch regelmäßig Videos zu drehen etc. das ist schon eine Leistung. Im Endeffekt muss wohl jeder selbst wissen wie viel er investieren möchte und kann.

      Mach jedenfalls so weiter & verlier ja nicht den Spaß am Bloggen! 🙂

    • Da hast du Recht Huberta,
      für die neueren BloggerInnen scheint es aber fast ein MUSS zu sein sich überall anzumelden und überall vertreten zu sein.
      Das ist ja heutzutage scheinbar schon ein unausgesprochener Zwang.

      Aber bin da ansonsten ganz deiner Meinung.
      lg jürgen

    • Ich denke auch, Selbstverantwortung, ist das Schlüsselwort. Keiner hat Muss gesagt, müssen tun wir nur eines. Es sind hausgemachte Probleme, die öffentlich gemacht werden. Ich denke es liegt jedem in seiner Selbstverantwortung was man preisgeben möchte und was nicht, natürlich je offener man ist, mehr Follower. Mehr Follower bedeuten aber auch wiederrum mehr Verantwortung und mit diesen Dingen können dann halt viele nicht umgehen. Danke Jürgen für den tollen Beitrag!

      • Freut mich, dass er Anklang gefunden hat. Die meisten wollen wohl auch einfach zu vieles zu schnell erreichen und wenn es dann doch nicht so zügig dahingeht wie gewünscht kommt die Ernüchterung.

  2. Sooo sehr aus meiner Seele gesprochen! Ich wünschte ich hätte damals angefangen, jedoch war ich da erst in der Grundschule und wusste nicht mal was bloggen ist 🙁
    es frisst einfach so viel Zeit, die man woanders nicht mehr hat, also wo endet das einmal?
    Toller Beitrag 🙂
    Liebe Grüße, Dorie

  3. Hi Jürgen,
    ein toller Beitrag und bei vielen Punkten kann ich dir nur zustimmen. Auch ich habe das Bloggen rein zum Spaß angefangen, weil ich einfach gerne schreibe und früher in einer Jugendzeitung dabei war. Es war schon immer mein Traum zu schreiben und meine Gedanken, Projekte oder was auch immer mit anderen zu teilen.

    Dieser Spaß ist aber einfach sehr zeitintensiv geworden und auch ich habe mir zwischendurch immer mal wieder selbst „Stress“ gemacht und mich quasi unter Druck gesetzt. Wenn ich ja schon einen Blog habe, dann muss ich ja meine Leser auch mit Beiträgen versorgen. Das ist aber total falsch, denn das kann auch nach hinten los gehen. Mittlerweile habe ich diese Phase aber überstanden und lass mich nicht mehr stressen, sondern teile mir einfach selbst alles ein und zwar ohne Stress und Druck.
    Seit der Baustelle habe ich genug Stress und möchte mir nicht noch mehr davon machen ? Oft bin ich vorm dem PC gesessen und wollte einen Artikel verfassen, aber ich hatte eine Blockade. Wenn ich dann schon mal für paar Sätze ewig brauche, da mache ich lieber den Laptop zu und warte auf den Moment wo ich wieder „da“ bin und frei schreiben kann.

    Ich bin auch nicht auf allen Kanälen vertreten, sondern pflege nur die wichtigeren. Was ist denn jetzt wichtig und was nicht? Das liegt immer im Auge des Betrachters, aber ich denke, dass da jeder seine bevorzugten Kanäle hat. Ich habe mir auch vor längerer Zeit die Snap-App geladen, aber das war es dann auch schon. Ich hatte echt keine Lust die jetzt auch noch zu studieren, aber neugierig war ich natürlich trotzdem.

    Jeder sollte für sich wissen, was für ihn wichtig ist und sich auch ein bisschen von der breiten Masse abheben. Nicht weil es jeder hat, ist es automatisch gut. Nicht die Quantität der Beiträge sondern die Qualität zählt.
    So aber nun muss ich auch mal zum Punkt kommen und beende meinen Kommentar.
    Dennoch möchte ich eines noch loswerden und zwar bewundere ich dich und deine vielen Projekte. Ich frage mich immer, wann du das alles machst? Mit blogheim.at ist dir wirklich ein tolles Portal gelungen, wo sich viele österreichische Blogger tummeln. Bin schon gespannt was wir noch alles von dir zu sehen/lesen und hören bekommen.

    Liebste Grüße,
    Heike

  4. Toller Beitrag, du spricht wohl vielen von der Seele!
    Es ist einfach mittlerweile viel zu viel.. Viele versuchen überall präsent sein, was aber leider auch sehr viel Zeit und Kraft kostet.
    Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mich anfangs geweigert habe Instagram zu installieren.. mittlerweile hab ich es ganz gerne.. aber dir restlichen Social Media Kanäle find ich einfach nur mühsam. und auf Snapchat werd ich mich aber wohl nie einlassen. irgendwann ist dann auch Schluss 😉

    Alles Liebe,
    Patricia

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